Quo Vadis „Digital Life“? Über Daten-Junkies, Facebook-Verweigerer und Polit-Piloten
Nach der Lektüre eines sehr interessanten und textuell hervorragend aufgebauten Blogbeitrages, fingen in meinem Kopf die Rädchen an zu rattern. Wie gestaltet sich unser digitales Leben in der Zukunft? Wer bestimmt über unsere Daten und wer entscheidet schlussendlich, was wir dürfen, tun, lassen oder lieben sollen? Welche Antworten liefert die Politik? Die letzte Frage ist recht einfach zu beantworten: Gar keine!
In seinem absolut lesenswerten Blogbeitrag „Welcome to the pleasure cloud! (Ihr Leben 2015)“ veranschaulicht „TG“ wie unser Alltag in wenigen Jahren ablaufen könnte.
Würde man nicht zwischen den Zeilen lesen, könnte man den Artikel rein schmunzelnd zur Kenntnis nehmen und als überspitzte Satire abtun. Allerdings verbirgt sich Erschreckendes hinter so manchem Gedanken.
Über Daten-Junkies und Facebook-Verweigerer
Sicher. Nicht jeder ist Teil von Facebook. Es gibt immer noch eine kleine Untergrund-Bewegung der notorischen Facebook-Verweigerer, die man – möchte man sie dann noch einmal analog und offline zu Gesicht bekommen – nur noch via Brieftaube oder Flaschenpost erreichen kann.
Allerdings wird niemandem wohl entgangen sein, dass man nicht Teil eines sozialen Netzwerkes sein muss, um zum „Daten-Junkie“ zu werden. Jeder Kauf eines halbwegs vernetzten Endgerätes (Nutzer eines Nokia 3310 aus der digitalen Nachkriegszeit dürfen an dieser Stelle laut jubeln und mit ihren Handys auf die Unabhängigkeit anstoßen) bindet einen willkürlich oder unwillkürlich an den Daten-Baxter. Tropf. Daten. Tropf.
Und die Politik?
Im Grunde sollte es doch Aufgabe der Politik sein – es ist fünf vor zwölf – eine brauchbare Alternative zu Facebook und Co. mit einer transparenten Datenschutzpolitik zu lancieren. Zudem gilt es im Optimalfall weltweit geltende Gesetze zu bestimmen, wie Konzerne mit den Daten eines jeden Einzelnen umgehen sollten.
Doch wie wir unsere Damen und Herren der Politik kennen, wird dies wohl ein utopisch formulierter Stammtisch-Gedanke bleiben. In Zeiten von wirtschaftlichen Turbulenzen haben unsere Polit-Piloten weiß Gott andere Sorgen als das „Luxusproblem“ Datenschutz. Ob man sich auch ohne Wirtschaftskrise dieses Problems angenommen hätte, darf bezweifelt werden.
Übrigens schieben sich Politiker den schwarzen Verantwortungs-Peter gerne gegenseitig zu. „Man sei nur für nationale Interessen im Sinne der Bürger zuständig“ oder „es liegt leider nicht in den Händen der Europäischen Union sich dieses globalen Problems der Weltgemeinschaft anzunehmen“ hört man gerne in feinstem Polit-Jargon.
Neben der konstanten Ratlosigkeit und Ignoranz unserer Polit-Obrigkeiten ist die national-orientierte Struktur ein wahres Hindernis. Während Einzelkonzerne wie Google oder Facebook lediglich im Führungsgremium die Weltherrschaft als künftiges Unternehmensziel proklamieren müssen, bleibt den Politikern nur der Weg über sinnlose G8-Gipfel oder endlos währende Parlamentsdebatten um die anstehenden Probleme zumindest grob ansprechen zu können. Minimalziel Händeschütteln. Ad Absurdum!
Kollektiv Hin oder Her: Das Individuum gehört gestärkt – Von Klein auf!
Social Networks, Cloud Computing, Crowdfunding, Crowdsourcing…tagtäglich erblicken neue Begriffe das Licht der Welt. Gemein ist ihnen das digitale Kollektiv. Nichts ist der Einzelne mehr wert. Nur die Masse zählt. Erfolgreich ist, wer die meisten und aktivsten „User“ vorweisen kann.
Und an dieser Stelle schließt sich der Kreis: Werden schon seitens der Politik keine brauchbaren Alternativen angeboten, ist es zumindest Aufgabe der Politik ausreichend Ressourcen zur Verfügung zu stellen, der Bevölkerung den Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln. Was gebe ich preis? Wie nutze ich es vernünftig? Was darf ich tun?
Also. Es gibt viel zu tun. Packen SIE es an!
Inspirierende Gedanken zu einem der wichtigsten Themen unseres digitalen Alltags. Die Politik hat sich leider schon seit geraumer Zeit von ihrer Verantwortung verabschiedet. Sie sieht zu und beklagt im Nachhinein (sei es Facebook oder die Bankenkrise), eine aktive Rolle scheint ihr nicht mehr gegeben. Dazu fehlt es an einem: Mut.