Zuckerberg, Quo Vadis? Facebook als drittklassiger Privatsender zu vorgerückter Stunde
Wer regelmäßig auf Facebook verkehrt oder Facebook gar zu seinem ganz persönlichen TV-Ersatz auserkoren hat, wird wohl bemerkt haben, dass es auf Facebook lange nicht mehr um die Verbindung zwischen Menschen geht. Effekthascherei 2.0 steht auf der Tagesordnung. Ob nun Facebook mit zahlreichen immer dreister anmutenden Werbemöglichkeiten auf der einen oder Gewinnspiele der Seitenbetreiber auf der anderen Seite. Teilen, Liken, klicken, schrei und lauf weg! Dem ganzen wird mit dämlichen „Guten Morgen. Wollt auch ihr wieder Wochenende?“-Statusmeldungen noch die Krone der Banalität aufgesetzt. Was ist noch übrig geblieben vom „alten Facebook“? Facebook, Quo Vadis? Wann kommt wieder echter Dialog?
Vor nicht allzu langer Zeit konnte man auf Facebook tatsächlich noch Menschen treffen ohne in irgendeiner Form mit Werbung jedwelcher Art genervt zu werden. Klar, die Seitenleiste mit Werbeanzeigen war da, konnte aber ignoriert werden. Mittlerweile gleicht Facebook allerdings eher einem drittklassigen Privatsender zu vorgerückter Stunde. Neben der durch den Konzern Facebook selber angebotenen nach Aufmerksamkeit lechzenden Werbevielfalt, sind es zunehmend die Nutzer selber, die sich langfristig gegenseitig den Spaß an Facebook nehmen werden. Eigentor. Klassisch.
Die Kasse klingelt: Über umstrittene Werbemöglichkeiten auf Facebook
Es ist klar, dass bei einem Unternehmen wie Facebook irgendwie die Kasse klingeln muss. „Nichts ist umsonst, selbst der Tod kostet das Leben“. Meine zwei Cent. Nach dem Börsengang gewinnt man jedoch mehr und mehr den Eindruck, als ließe Facebook keine einzige Gelegenheit aus, auf Biegen und Brechen den Anwendern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Was auf den ersten Blick populistisch klingt, wird konkret wenn man die aktuellen und zukünftigen Werbemöglichkeiten Facebooks genauer unter die Lupe nimmt.
Es wird immer SKURRILER: Das bezahlte Hervorheben fremder Beiträge
Was früher der „Klingelton-Mafia“ auf Privatsendern vorbehalten war, wird nun in aller Legalität von Facebook selber praktiziert. Das Binden von hauptsächlich jungen Menschen über einen auf den ersten Blick mickrig erscheinenden Obolus für Dinge, die im Grunde kein Mensch braucht. Neueste Errungenschaft aus dem Hause Zuckerberg: Das bezahlte Hervorheben fremder Beiträge. Nur, dass wir uns richtig verstehen: Man kann zahlen, um Beiträge anderer hervorzuheben. Man habe nur Gutes im Sinn, so Facebook. So könne man karitative Aktionen anderer gezielt hervorheben und Gutes tun. Dass diese Methode jedoch beispielsweise Schüler animieren könnte, gegen einen kleinen Teil des Taschengeldes Mobbingmaterial auf Facebook hervorzuheben, welches sich ganz gezielt gegen einzelne Menschen richtet, wird gekonnt ignoriert. Unlängst ist bekannt wie Schüler und Jugendliche das Medium Facebook zu diversen wahrlich unkaritativ-unchristlichen Aktionen missbrauchen. Und Facebook wirft alle moralischen Bedenken einfach über Bord. Hauptsache die Kasse stimmt.
Neuster Trend: Gewinnspiele. Teil oder stirb!
Ist man als Facebook Seitenbetreiber zu geizig auf die Werbeanzeigen Facebooks zurück zu greifen, stellt man einfach einen x-beliebigen Preis zur Verfügung und überlässt alles Weitere den Nutzern. Teilen, liken, kommentieren. Und gewinne: Einen Toaster! Wow! Mit was Glück. Die Verlosung findet nur statt wenn ein Bild zehntausend mal geteilt wurde. Cleverer Schachzug! Billiger ist Werben kaum möglich. Und die massive Teilnahme vieler Nutzer an solchen Gewinnspielen gleicht eher einer Schlacht um überflüssige Rabattcoupons für noch Überflüssigeres.
Wer teilnimmt, bestraft sich selber. Mittel- bis langfristig.
Dass sich schlussendlich mit der Teilnahme an diesen Gewinnspielen – die darüber hinaus übrigens in keinster Weise Facebooks Nutzungsrichtlinien entsprechen – die Nutzer selber bestrafen indem sie sich und ihr Umfeld auf der Suche nach einem sinnlosen Sachpreis mit diesem virtuellen Unsinn behelligen, scheint vielen gar nicht wirklich bewusst zu sein. „Kost‘ ja nix“. Stattdessen wird fleißig weiter digitaler Müll verteilt und durch die Newsfeeds der Freunde gejagt. Würde ein Like auch nur ein Cent kosten. Man würde sich das Teilen sparen und auf den zu gewinnenden Toaster pfeifen. Ein Traum. Es käme jedem Facebook-Nutzer zugute.
Guten Morgen, Schönes Wochende, wer will jetzt auch Sonne? Wer hat noch nicht, wer will nochmal? Über sinnlose Statusmeldungen von Seitenbetreibern
Neben den Gewinnspielen und dem allseits bekannten Cat-Content (Katzen, Babys und verlinkte „Irgendwas Hauptsache lustig“-Videos ziehen immer auf Facebook) sind stupide Statusmeldungen von Facebook-Seitenbetreibern ohne jedwelchen Mehrwert für den Leser allseits beliebt und immer wieder gerne eingesetzt. Wenn es schon sonst an Kreativität und wirklich interessantem Input fehlt. Dass diese Meldungen austauschbar sind, nicht zur Markenbindung beitragen und schlichtweg nerven, scheint keinen Seitenbetreiber zu interessieren. Hauptsache es wird „geliked“. Der Seitenbetreiber freut sich vielleicht über 20 Likes mehr als bei herkömmlichen Meldungen. Dass aber die 800 (oder mehr!) anderen richtigen Fans „in die Röhre schauen“, wird vergessen. Auf wirklich gute Inhalte wird keinen Wert mehr gelegt. Hauptsache die Effekthascherei zahlt sich aus. Ein paar Likes gehen immer für „Wenn du Sonne willst, klicke gefällt mir und sag uns wo du jetzt gerne wärst“.
Sehr feiner Beitrag, der klar aufzeigt, wo die Tendenz gerade hingeht: Banalisierung der Kommunikation (privat und auch der Unternehmen -> Kunden). Das bietet andererseits auch eine Chance für diejenigen (Private und Unternehmen), die Wesentlicheres als Katzenfotos & Co. posten: man hebt sich aus der Masse hervor.
Hallo TG. Danke für Deinen Kommentar :) Die „Crux“ liegt allerdings darin, dass wertvoller Content kaum im Edgerank Beachtung findet. Nur Effekthascherei wird belohnt. Warum nun zum Beispiel eine Textmeldung weniger Wert sein soll als ein Foto? Daran erkennt man Facebooks Trend die Dinge zu gewichten. Das ist traurig, denn wer wahrlich interessantes mitzuteilen hat, aber nicht bezahlt, wird ignoriert und von denjenigen düppiert, die tiefer in die Tasche greifen. Die Quintessenz liegt allerdings darin, dass die User es selber in der Hand haben. Wer natürlich weiter Cat-Content teilt, gesponsorte Beiträge „liked“ und digitalen Müll zur Schau stellt, braucht sich nicht zu wundern, wenn Facebook irgendwann in einem riesigen Müllberg verschwindet. Packen wir’s an…:)